Autoren zum Erhören

“In my mind and in my car
We can’t rewind we’ve gone too far
Pictures came and broke your heart
Put the blame on VTR”
The Buggles – Video Killed The Radio Star

Es gibt klassische Autoren, die meinem Radar zwar nicht vollends entgehen, die ich jedoch sehr wahrscheinlich so schnell nicht lesen werde. Dass mag einerseits daran liegen, dass diese Autoren keine Genres bedient haben, die mir zusagen, andererseits jedoch ist der Grund häufig schlicht: Unwissen meinerseits. Gepaart mit einer gewissen Trägheit, auch mir weniger bekannte Autoren aktiv zu entdecken bzw. – oft genug – auszugraben.

Wie schön wäre es da, wenn man über diese Autoren in entspannter Form ganz komprimiert eine Menge Wissenswerte erfahren könnte. Wie nebenbei, und zwar so, dass es auch noch wirklich Spaß macht. Ich kann den Konjunktiv weglassen: Genau so etwas gibt es, und das sicherlich auch schon viel länger als mir bewusst war.

radiowissen

Die Podcasts “radioWissen” von Bayern 2 und “ZeitZeichen” vom NDR präsentieren in ihren regelmäßig erscheinenden Folgen immer wieder großartige Autorenporträts von bekannten und unbekannteren Künstlern. Es gibt mehrere Podcast-Reihen, die das leisten. Aber die beiden vorgenannten gefallen mir mit Abstand am besten.

Dank “radioWissen” werde ich mich zukünftig mit Georg Christoph Lichtenberg und Virginia Woolf auseinander setzen. Die beiden Folgen haben definitiv mein Interesse an Leben und Werk der Autoren geweckt. Ebenfalls bei “radioWissen” sind in der letzten Zeit hörenswerte Folgen erschienen über zumindest mir etwas näher liegende Autoren wie Jonathan Swift, Frank Wedekind, Daniel Defoe und Jeremias Gotthelf.

zeitzeichen

“ZeitZeichen” ist für Vieles gut, deckt das Themenspektrum, genau wie bei radioWissen, doch eine große Vielzahl an interessanten historischen und politischen Ereignissen sowie herausragenden Persönlichkeiten ab. “ZeitZeichen” brachte mir zuletzt vor allem Christoph Martin Wieland und Stendhal näher.

Ich kann hier nur eine uneingeschränkte Reinhör-Empfehlung abgeben. Schmeißt euren iPod an und legt los. Es lohnt sich.

Und das Beste: Ein Ende dieser höchst unterhaltsamen Alternative zu Dschungelcamp und Co ist nicht in Sicht.

Rezension: Schloss Gripsholm

Als ich 2009 in Stockholm war, habe ich es leider nicht gesehen. Daher musste es jetzt endlich mal erlesen werden: Das Schloss Gripsholm, beziehungsweise die gleichnamige Erzählung von Kurt Tucholsky.

schloss gripsholm

Tucholsky veröffentlichte Schloss Gripsholm im Jahre 1931. Dass die Geschichte in etwa zu dieser Zeit spielt, erfährt man bei der Lektüre des Werks jedoch nicht, obwohl die Erzählung hochgradig autobiographisch zu sein scheint und man somit das Verlangen hat, sie zeitlich einzuordnen. Doch genau so, wie man bei der Frage nach einer zeitlichen Dimension – ein Jahr im vorangestellten Briefwechsel zu nennen würde schon reichen – enttäuscht wird, wird man enttäuscht, wenn man sich genauer mit der Entstehungsgeschichte des Werkes befasst: Es ist keine Spur autobiographisch. Und genau das überrascht mich in der Rückschau am meisten.

Doch will ich vorne anfangen. Kurt Tucholsky tritt in Schloss Gripsholm als Kurt Tucholsky auf, der von dem Verleger Ernst Rowohlt beauftragt wird, anstatt der politischen Texte mal eine leichte Sommergeschichte zu Papier zu bringen. Gesagt getan: Kurt fährt mit Lydia, seiner Plattdeutsch schnackenden “Prinzessin”, nach Schweden, um dort in einem Gästezimmer des Schloss Gripsholm einige sommerliche Urlaubswochen zu verbringen. Es entspinnt sich eine Geschichte über Liebe, Freundschaft, Sex, aber auch über Angst und Einsamkeit.

kurt tucholsky

Diese Substantive klingen für sich allein stehend größer, als diese Emotionen in der Erzählung rüber kommen: Leider ist Schloss Gripsholm eben genau das geworden, um das der hier fiktive Rowohlt bat: Eine leichte Sommergeschichte. Mehr nicht. Der Tiefgang ist, ich will nicht sagen, nicht vorhanden, so aber auf jeden Fall schwer zu finden. Zumindest rein inhaltlich.

Sprachlich überzeugt das Werk, wie immer bei Kurt Tucholsky, beinahe auf ganzer Linie. Tucholsky ist in vielerlei Hinsicht ein hochmoderner Autor, der durch eine ganze Palette an stets wechselnden und sich vermischenden Stilen glänzt. Vor allem strotzen seine Sätze nur so vor Metaphorik, wenngleich dieselbe ihrerseits wiederum nur an vereinzelten Stellen eine Güte besitzt, die mich einen Satz anstreichen oder zumindest etwas länger über ihn nachsinnen ließ. Dennoch bin ich überzeugt, dass Tucholsky eine seltene Sprachmächtigkeit aufwies, die nur leider gelegentlich Opfer des von ihm zeitgleich mitgelieferten allzu jovialen Tons wird.

Wer Tucholsky oder Schweden mag, sollte Schloss Gripsholm lesen. Wer bei all dem Schneetreiben da draußen auf eine entspannende Sommerlektüre aus ist und sich von etwas zu verschnörkelter Sprachnutzung nicht abschrecken lässt, sollte ebenfalls zugreifen. Für all die anderen gilt: Finger weg.

Sorry, Kurt!

Nachtrag: Rezension bei 54books

Mein Freund Tilman von 54books hat nun auch eine Rezension von Schloss Gripsholm in den digitalen Raum geworfen und kommt zu einem geringfügig anderen Ergebnis als ich. Gut, dass wir verglichen haben!

Done Reading 2013

Die Idee hatte ich schon länger, aber an der Umsetzung mangelte es: Über das eigene Leseleben in Hinsicht auf Quantität und Zeitdauer Buch zu führen. Dazu gibt es in den unendlichen Weiten der Literaturblogosphäre einige Seiten, auf denen das auch visualisiert wird, beispielsweise hier.

Neuerlich animiert durch 54books.de habe ich mir nun für 2013 vorgenommen, auch meine, wenngleich aussichtslose, Bekämpfung des eigenen SUB (= Stapel Ungelesener Bücher) nicht nur verstärkt in Angriff zu nehmen, sondern auch in ein paar Daten zu protokollieren.

Bücher Done Reading

Für das noch taufrische Jahr sieht das bislang so aus:

Blau hinterlegte Nummer: reines Prosawerk.
Rot hinterlegte Nummer: Comic.

Januar

1. Arthur Schnitzler – Traumnovelle – Schöningh

2. Jakob Hinrichs – Traumnovelle – Büchergilde Gutenberg

3. Ray Bradbury – Fahrenheit 451 – Heyne

4. Ray Bradbury + Tim Hamilton – Fahrenheit 451 – Büchergilde Gutenberg

Ich hoffe, viele werden folgen.

Mein Ziel für 2013: 20 Prosawerke, 30 Graphic Novels / Tradepaperbacks. Von nun an, immer aktualisiert wenn ich dazu komme, in der “Done Reading”-Sektion.