„Obacht! Lumpenpack“ – Kate Beaton bei Zwerchfell

Vorsicht, Hype! Will man objektive Aussagen über Was-Auch-Immer treffen, gilt es, die eigene Euphorie zu bändigen. Nun, das Früher-Webcomic-Jetzt-Cartoonsammlung-In-Halbleinen „Hark! A Vagrant“ von Kate Beaton, etwas hölzern germanisiert in „Obacht! Lumpenpack“, tut alles, um diese Euphorie anzuheizen.

Zum einen wäre da das, was bereits auf den ersten Blick anziehend wirkt: Die bibliophile Ausstattung, die der Zwerchfell-Verlag Frau Beaton und den Lesern spendiert. Rotes Halbleinen, dicke Buchdeckel, festes Papier – mehr braucht das gute Buch rein optisch nicht.

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Reiner Stach – Kafka: Die frühen Jahre

Wie wurde aus einem Kind die Persönlichkeit Franz Kafka? Und wie wurde aus Franz Kafka der weltbekannte Autor?

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Kafka lässt mich nicht los, aber als “Kafkologe”, Kafkaforscher oder auch nur begeisterter Kafka-Leser stehe ich noch am Anfang. Auf diesem Blog habe ich bereits über Kafkas Process geschrieben, über die Strafkolonie sowie über die von Robert Crumb gezeichnete Comicbiographie Kafkas. Damit gehört Kafka sicherlich unbestreitbar zu meinen Lieblingsautoren.

Aber kenne ich ihn? Welche Person verbirgt sich hinter dem Namen eines Autors, gedruckt auf das Buchcover, ansonsten aber fremd? Was wissen wir von Kafka?

Dank Reiner Stach wissen wir nun jedenfalls mehr. Reiner Stach zeigt nach über 18jähriger intensiver Recherchearbeit in insgesamt drei Bänden auf beeindruckende Weise, wie sich die moderne Biographik dem Leben einer historischen Persönlichkeit anzunähern vermag. Der jüngste – und in Kafkas Leben chronologisch erste – Band “Die frühen Jahre” erschien im Herbst 2014 bei S. Fischer.

Doppelrezension: Kleists Michael Kohlhaas in Text und Bild

Bei dem Namen “Heinrich von Kleist” zucken viele unvermittelt zusammen. Das liegt vor allem daran, dass es Heerscharen von Deutschlehrern schaffen, die Lektüre von Kleists Hauptwerk “Der zerbrochne Krug” für noch größere Heerscharen von Schülerinnen und Schülern durch uninspirierten Unterricht zu verderben. Dass Kleist neben seinen Dramen nicht zuletzt auch für seine Novellen bekannt ist, bleibt da häufig auf der Strecke.

Tatsächlich war meine persönliche schulinduzierte Kleist-Abneigung so nachhaltig, dass ich mich erst jetzt dazu durchringen konnte, mit der Lektüre einer Kleist-Novelle eine weitere Bildungslücke in meiner Leserbiographie zu schließen.

Kleist-Novellen

Die Wahl fiel auf den Michael Kohlhaas. Zum einen, weil diese Novelle zum Sinnieren über Recht und Gerechtigkeit inspiriert – Themen, mit denen ich bereits von Berufs wegen zu tun haben muss / darf –, zum anderen, weil letztes Jahr eine Kohlhaas-Verfilmung mit dem von mir hochgeschätzten Mads Mikkelsen erschien.

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