Dass es auch und gerade im Indie-Bereich so manche Perle zu entdecken gibt, ist an sich nichts Neues. Nur leider habe ich, zumindest was Prosa angeht, den Indie-Bereich bisher unverständlicherweise in meinem Leseleben allzu sehr vernachlässigt. Das soll nun ein Ende haben. Beginnen werde ich mit zwei Werken aus dem Hamburger Mairisch Verlag.
Florian Wacker: “Albuquerque”
“Bunge hörte Musik, wie andere Karpfen an Land zogen oder sich über ihre Beete beugten: absolut konzentriert, mit zusammengepressten Lippen. Wenn ich zu laut Kaffee schlürfte, riss er die Augen auf und stierte mich an, als wollte er mich einen Kopf kürzer machen. Wir hörten die Platten in einem Rutsch durch, danach pfropfte Bunge Schnaps auf und wir tranken auf die großartigste und erschütterndste Musik, die die Menschheit je hervorgebracht hatte.”
Florian Wacker, Jahrgang 1980, schreibt klassische Kurzgeschichten, keine länger als 15 Seiten. Ein Format, das mich früher begeisterte, das ich mir nun jedoch erst einmal wieder erarbeiten musste. Wacker macht es dem Leser dabei leicht: Seine Geschichten sind zugänglich, vordergründig unkompliziert. Er erzählt vom Alltagsgrau, das alle kennen, die dieser unserer Spezies angehören, und er erzählt aus den verschiedensten Alltagsfacetten seine Geschichten mit einer bewundernswerten Leichtfüßigkeit. Das gefällt, vor allem stellt sich bei Wackers Prosa der Gedanke ein: Komm, eine noch. Eine Geschichte wie ein gutes Bier: Süffig, flüssig, man möchte mehr davon.