„Georg stand verlegen auf. »Lassen wir meine Freunde sein. Tausend Freunde ersetzen mir nicht meinen Vater. Weißt du, was ich glaube? Du schonst dich nicht genug. Aber das Alter verlangt seine Rechte. Du bist mir im Geschäft unentbehrlich, das weißt du ja sehr genau, aber wenn das Geschäft deine Gesundheit bedrohen sollte, sperre ich es noch morgen für immer. Das geht nicht. Wir müssen da eine andere Lebensweise für dich einführen.“
Vladimir Nabokov wird zum Thema Schreibstil die Aussage zugeschrieben: „Erkläre mir nicht, dass der Mond scheint, sondern zeige mir, wie sich dessen Licht im Fenster bricht.“ Nabokov teilt der reinen Deskription eine Absage – wer schreibt, soll nicht (nur) beschreiben, sondern vermitteln, wie sich das, was zu beschreiben wäre, anfühlt.
Was macht eine gute grafische Adaption eines Prosatextes aus – die zeichnerische „Beschreibung“ oder eher, mit Nabokov, das Vermitteln eines emotionalen Eindrucks, auch wenn dazu die Grenzen der realistischen Darstellung überschritten werden müssen?
Für mich ist der Fall klar: Letzteres. Der Schwierigkeit, sich Franz Kafkas „Urteil“ zu widmen, ohne das, was geschieht, nur rein deskriptiv „abzumalen“, hat sich Moritz Stetter angenommen. Die dabei entstandene Comicadaption ergänzt das Kafka-Portfolio des Knesebeck-Verlags um das wichtige Frühwerk.